Die Geschichte der Klitschko-Brüder

Sie waren die Brüder, die die Schwergewichtsklasse jahrelang gemeinsam regierten. Vitali Klitschko und sein jüngerer Bruder Wladimir hielten gleichzeitig Weltmeistertitel, um die Dominanz ihrer Familie in der Glamour-Gewichtsklasse des Boxsports in den frühen 2000er Jahren zu festigen.

Die Geschichte der Klitschko-Brüder
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Wladimir hatte eine ausgezeichnete Karriere im Amateurboxen, in deren Verlauf er 1996 bei den Olympischen Spielen im Superschwergewicht Gold gewann. „Dr. Eisenhammer" wurde im selben Jahr Profi, liess sich in Deutschland nieder und gewann durch eine Reihe von frühen Knockouts gegen wenig überzeugende Gegner. Die Höhepunkte waren die Verteidigungen seines WBC-Interkontinental-Titels gegen diverse Amerikaner.

Wlad scheiterte überraschend bei einer Titelverteidigung im Jahr 1998 gegen den erfahrenen Boxer Ross Puritty, der es schaffte, den harten Schlägen von Klitschko lange genug auszuweichen, wodurch der Ukrainer sich stark anstrengen musste und stark ermüdete. Der erschöpfte Klitschko konnte sich seine Kräfte nicht richtig einteilen und wurde in der elften Runde gestoppt.

Der jüngere Klitschko Bruder erholte sich von dieser Niederlage, indem er gegen immer stärkere Gegner gewann. Seine Verbesserungen erreichten den Höhepunkt bei einem Punktesieg über den WBO-Schwergewichtsweltmeister Chris Byrd im Jahr 2000. Klitschko verteidigte einige Male seinen Weltmeistertitel, unter anderem gegen den berüchtigten Ray Mercer, den er in sechs Runden besiegte, was den amerikanischen Sender HBO beeindruckte.

2003 scheiterte Wlad aber erneut und verlor überraschenderweise seinen Weltmeistergürtel in Deutschland an den unberechenbaren südafrikanischen Linkshänder Corrie Sanders, der ihn in der zweiten Runde vernichtend besiegt hat.

Er fing an sich wieder von der Niederlage zu erholen, aber es war nicht einfach, weil Klitschko 2004 eine weitere verheerende Niederlage gegen Lamon Brewster erlitt. Die Art und Weise wie Wlad erschöpft zu Boden ging, erinnerte an den früheren Kampf gegen Ross Puritty und brachte Kritiker dazu zu fragen, ob er jemals mehr als ein blosser Gürtelhalter sein würde.

Zum Glück für Wlad zog sich der Schwergewichtsmeister Lennox Lewis ungefähr zu dieser Zeit aus dem Sport zurück und der hervorragende Trainer von Lewis, Emanuel Steward, stand somit zur Verfügung. Klitschko und Steward fingen an zusammenzuarbeiten. Sie fanden einen Weg den ungeschlagenen nigerianischen Puncher Sam Peter zu besiegen (ein Kampf, bei dem Wlad dreimal zu Boden ging) und der Rest ist Geschichte. Steward half Wlads Ausdauerprobleme und Defensivmängel zu beheben. Er arbeitete an seiner Fähigkeit zu klammern, wenn er verletzt wurde, was den Europäer zu einem rundum besseren Boxer machte.

Klitschko gewann den IBF-Schwergewichtstitel, indem er seinen alten Rivalen Chris Byrd k. o. schlug. Klitschko dominierte anschliessend neun Jahre lang die Schwergewichtsklasse. Im Jahr 2007 gelang ihm eine Revanche gegen Lamon Brewster. Mit dem Sieg über Sultan Ibragimov im Jahr 2008 hat er die WBO-Krone zu seiner Trophäensammlung hinzugefügt. Im Jahr 2011 gewann er den WBA-Supertitel von David Haye und bezwang die ungeschlagenen Boxer Alexander Povetkin, Kubrat Pulev und Ex-Weltmeister Ruslan Chagaev. In dieser Zeit war der einzige andere wichtige Titel, der WBC-Titel, im Besitz von Bruder Vitali.

Wladimir verlor seine Titel 2015 an Tyson Fury und seine Herrschaft im Schwergewicht war damit beendet. Ein Fury-Rückkampf wurde unterzeichnet, aber kam nie zustande. Der Ukrainer hatte 2017 einen letzten Versuch gegen Anthony Joshua und obwohl der Londoner zu Boden ging und er ziemlich erfolgreich gegen ihn war, wurde er in der elften Runde gestoppt. Der mittlerweile 44-jährige Wladimir Klitschko ist ein begeisterter Golfer mit vielen Interessen ausserhalb des Boxens und hat oft eine Rückkehr in den Ring angedeutet, die bisher nicht stattgefunden hat.
Sein älterer Bruder Vitali hingegen hatte vielleicht nicht das Talent von Wladimir, aber sein Durchhaltevermögen, sein Kraft und seine Schlagkraft machten ihn zu einem der gefürchtetsten Schwergewichte seiner Generation.

Der ehemalige Kickboxer wurde ebenfalls nach einer Amateurkarriere im Jahr 1996 Profi und gewann zahlreiche Kämpfe durch Knockouts, wodurch er 1999 die Gelegenheit erhielt gegen den WBO-Champion Herbie Hide in London zu boxen. Vitali bezwang Hide nach zwei Runden und verteidigte seinen Titel zweimal nacheinander, bevor er sich in der Mitte des Kampfes gegen Chris Byrd, bei seiner dritten Titelverteidigung, schwer verletzte. Vitali war dabei den Kampf zu gewinnen, aber er entschied sich dafür den Kampf zu stoppen und seinen Körper zu schonen, was dazu führte, dass er als „Aufgeber" bezeichnet wurde und dass viele seinen „Siegeshunger“ in Frage stellten.
Diese Anschuldigungen wurden im Sommer 2003 aus der Welt geschafft, als Klitschko kurzfristig einen Kampf mit Lennox Lewis akzeptierte und sechs Runden lang sein Können zeigte, bevor der Kampf wegen eines Schnittes, der durch einen Schlag von Lewis quer über sein Auge geöffnet wurde, gestoppt wurde. Vitali war zum Zeitpunkt der Unterbrechung in Führung. Der älter werdende Lewis hat gewonnen, aber nie wieder geboxt.

Vitali holte sich 2004 den vakanten WBC-Titel, indem er sich mit einem K. o. gegen Corrie Sanders rächte, dem Mann der seinen Bruder einen Kampf zuvor besiegte. Die brüderliche Rache war etwas was man während der gesamten Laufbahn der Klitschkos sehen konnte. Vitali schlug auch Ross Puritty k.o., während Wlad zweimal Chris Byrd besiegte, der Vitali verletzungsbedingt besiegt hatte. Apropos Verletzungen, Vitalis WBC-Herrschaft wurde unterbrochen, als er 2005 wegen eines anhaltenden Knieproblems in den Ruhestand gehen musste. Vitali kehrte 2008 in den Ring zurück und holte sich sofort seinen WBC-Titel zurück und verteidigte ihn anschliessend neun Mal. Vitali hängte die Handschuhe 2012 wieder an den Nagel, nachdem er den unbesiegten Manuel Charr gestoppt hatte. Vitali ist jetzt in seiner Heimat Ukraine in der Politik aktiv und hat seither nie wieder geboxt.

Artikel by Bushu.ch